Wettbewerbsvorteil Sourcineering

Mai 19, 2011  |   Informationen   |   admin  |   Kommentare deaktiviert
Wettbewerbsvorteil Sourcineering

Artikel von Helmut Fischer und Jürgen Stäudtner in All about Scourcing vom 29. April 2011.

Der strategische Einkauf muss sich an den wichtigsten Erfolgsfaktoren unserer Zeit ausrichten: Marketing und Innovation. Einkaufsfunktionen können hervorragend dazu beitragen, aufzuzeigen welche technischen Möglichkeiten bestehen, und wie diese Technologien am besten umgesetzt werden. Bereits in der Produktenstehungsphase kann sichergestellt werden, dass der Einkauf rechtzeitig die notwendigen Hebel zur Kostensenkung nutzen kann.

Wichtige Fertigkeiten

In der letzten Ausgabe der jährlichen Studie „The Global Innovation 1000“ von Booz&Company, in der die Eigenschaften der innovativsten Unternehmen der Welt untersucht werden bestätigen Barry Jaruzelski und Kevin Dehoff die Bedeutung des Einkaufs. Bei zwei der drei typischen Profile erfolgreicher innovativer Unternehmen spielt die frühzeitige Einbeziehung des Einkaufs in die Produktentwicklung eine wesentliche Rolle. Die Kernkompetenzen der Innovation entstehen im Sourcineering:

Technologiemanagement

Wenn Innovationen auf Technologien beruhen ist es erforderlich zu verstehen, welche Technologien wann und zu welchen Kosten verfügbar sein werden. In Zeiten der kurzen und disruptiven Innovationszyklen müssen Märkte kontinuierlich beobachtet werden, um Einkaufs- und Produktstrategien stets in Einklang zu bringen. Kernfunktion des Einkaufs ist deshalb eine enge Abstimmung mit der Entwicklung.

In der Phase der Marktbeobachtung werden Technologien bewertet, die Marktposition von Lieferanten ermittelt, die Lieferanten klassifiziert und im Einzelfall auch Technologien zugekauft. Eine Funktions- und Kostenanalyse der Konkurrenzprodukte liefert zusätzlich wichtige Impulse für die eigene Produktstrategie.
Ein häufiges Problem in deutschen Firmen ist das „not invented here“ Syndrom. Technologien, die nicht selbst entwickelt wurden, werden zu wenig geschätzt. Auch hier kann der Einkauf Abhilfe schaffen, und als Korrektiv dienen.

Lieferantenmanagement

Lieferanten sollen zu guten Preisen anbieten, Risiken übernehmen und schnell auf geänderte Anforderungen reagieren. Mangelndes Kostenverständnis und unausgewogene Prozesse führen oft zu einer Art Hassliebe gegenüber den Lieferanten. In beiden Richtungen verspricht eine frühzeitige und professionale Einbindung von Lieferanten Vorteile. So können wertvolle Ideen und Anregungen für die Konstruktion und spätere Produktion gewonnen werden. Die partnerschaftliche Einbindung strategischer Lieferanten für Zukunftsprojekte hilft Kerntechnologien zeitnah in eigene Produktfeatures umzusetzen. Alfredo Herrera, Entwicklungsingenieur bei Boeing in Mesa, Arizona, führt aus, dass Boeing eine gute Kommunikation mit seinen Lieferanten pflegt. Herrera sagt „Wir mögen es, Lieferanten frühzeitig im Entwicklungsprozess an Bord zu bringen. So verstehen wir die Fertigkeiten unserer Lieferanten besser, und diese verstehen, was unsere Kunden wollen.“
Auch wenn Boeing wegen seiner hohen Lieferantenquote kritisiert wird und heute Tätigkeiten, die an Lieferanten ausgelagert waren wieder selbst ausführt, hat dieser Prozess doch dazu geführt im frühen Entwicklungsstadium bestimmte technische Optionen besser zu verstehen. So wurde die Entwicklung des Dreamliners möglich.

Anforderungsmanagement

Neben den Lieferanten müssen auch die Märkte analysiert werden. Wichtig ist zu verstehen, was Kunden begehren. Für Vertrieb und Marketing ist es schwierig die Verkaufseinheiten eines Produkts abzuschätzen. Deshalb sollten alle beteiligten Abteilungen Einblick in die Anforderungen der Kunden und des Marktes haben und wissen, wie gut eigene Produktdetails im Markt aufgenommen werden.
Durch eine interdisziplinäre und regelmäßige Bedarfsanalyse können kurzfristige Bestellvolumina besser abgestimmt werden. So profitiert der Einkauf symbiotisch von einem gut funktionierenden Anforderungsmanagement.
Umstellungen der Arbeitsweise

Um eine strategisch wichtigere Bedeutung zu erlangen muss der Einkauf aktiver werden. Erwähnt werden sollen hier vor allem Interdisziplinarität, iteratives Vorgehen und hohe Geschwindigkeit.
Kasten:

Definition: Sourcineering

SOURCINEERING setzt sich aus den englischen Begriffen „Engineering“ und „Sourcing“ zusammen und zielt auf die Zusammenarbeit von Einkauf und Konstruktion/Entwicklung ab. Die Anwendung der formalen Methoden für die Planung (planning), die Analyse (analysis), den Entwurf (design) und die Realisierung (construction) von Informationssystemen auf unternehmensweiter Basis, die aufeinander aufbauen und in gewisser Weise voneinander abhängig sind wird um die Beschaffung (sourcing) für operative und strategischer Aufgaben im Unternehmen ergänzt.
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